Entworfen als Wettbewerbseingabe wird das Projekt Peter, Sue & Marc nun als Richtprojekt weiterentwickelt. Die drei Gebäude bilden eine Wohnsiedlung mit Mischnutzung, welche einen grosszügigen Grünraum umschliesst. Während jedes Gebäude seine eigene Farbgebung und Materialität erhält, bleiben sie dennoch über gewisse Gestaltungselemente als Einheit erkennbar.
Städtebau
Das Areal Tell ist eingebettet in eine architektonisch heterogene Umgebung bestehend aus Gewerbe, Einfamilienhäusern, Villen, Genossenschaftssiedlungen und Wohnblöcken und umschliesst geschütztes Grün. Nördlich grenzt die Parzelle an eine historische Villa mit grossem Villenpark und an ein durchgrüntes Einfamilienhausquartier, südlich von der Parzelle befindet sich die starkbefahrene Bernstrasse, welche Ostermundigen mit der Landeshauptstadt verbindet. Momentan befindet sich ein alter Bauernhof auf der Parzelle, sowie vereinzelte kleinere Gebäude und den sogenannten Tellsaal – ein Veranstaltungsraum der Gemeinde, welcher rege genutzt und vermietet wird. Der Entwurf vernetzt die angrenzenden Grünräume miteinander und gliedert die Gebäude so, dass sie einen gemeinschaftlichen Grünraum im Innern schaffen. Dieser wird von allen Parteien gleichermassen genutzt werden können. Die geschützten Bäume werden durch die Anordnung der Gebäude in Szene gesetzt, da sie sich nun in den Sichtachsen befinden und so mit der Siedlung verbunden werden können. Die grüne Mitte wird von einer weitläufigen Spielwiese geprägt. Der Gemeinschaftspavillon, welcher als Kaffee verpachtet werden kann und einer der Erschliessungspunkte der Tiefgarage darstellt, bildet die soziale Mitte des Areals Tell, stärkt die Nachbarschaft und dient auch als Begegnungsort mit Anwohnern der angrenzenden Quartiere.
Das Gebäude «Peter» befindet sich im Westen des Areals am Wegmühlegässli und die Gebäudegruppe «Marc» erstreckt sich im Süden entlang der Bernstrasse. Die Sockelgeschosse beinhalten einen Kosmos an verschiedenen Nutzungen; mehrheitlich Geschäfte und öffentliche Einrichtungen dem Strassenraum hingewandt, überwiegend privatere Nutzungen und Wohnungen zum Innenhof. «Sue» hingegen ist vom Grünräumen umgeben und wird vom Strassenlärm durch Marc und Peter abgeschirmt.
Wohnungskonzept
Die Volumina mit der gestaffelten Fassade entspringen dem Bild vom Steinbruch. Die Verzahnung der Balkone mit dem Aussenraum schafft trotz der Wohndichte Privatsphäre und mehrperspektivische Ausblicke. Die Begrünung der Umgebung wird durch die Transparenz der Balkone mit dem Innenraum verbunden und schafft eine Erweiterung des Wohnraums. Die Staffelung der Strassenfassade von Marc ermöglicht die Einbindung von nach Süden ausgerichteten Balkonen beim rückversetzten Teil, dort wo die Grenzwerte für den Strassenlärm eingehalten werden. Zudem bilden die Rücksprünge der Fassaden Ankunftsplätze. Die Grundrisse dieser Gebäude sind so gestaltet, dass sie verschiedene Wohnungstypen ermöglichen. Strassenseitig befinden sich Laubengänge, welche die Stockwerke verbinden, und die Wohnungen erschliessen. Da Bedürfnisse an Wohnraum grossen Veränderungen unterliegen, werden die Grundrisse der Mietgebäude so geplant, dass sie Flexibel bleiben, bis sie effektiv gebaut werden. Das ermöglicht es der Bauherrschaft besser auf die Ansprüche an den Wohnungsmarkt der Zukunft eingehen zu können.
Materialisierung
Ostermundigen ist bekannt für den Abbau des berühmten grünen Sandsteins. Der Ostermundiger Sandstein lässt sich in vielen historischen Gebäude von Bern nachweisen. Bereits Paul Klee liess sich von den beeindruckenden Steinbrüchen bei Ostermundigen inspirieren. Das Projekt Peter, Sue & Marc reflektiert die daraus entstandenen Aquarelle. Die Farb- und Formgebung der Gebäude wird daran angelehnt und mit den sozialen, architektonischen und landschaftlichen Ansprüchen verbunden. So entstehen drei Gebäude, welche sich zwar in Fassadenfarben und -materialien unterscheiden, jedoch auch Gemeinsamkeiten wie beispielsweise die Farbe der Sockelleiste, die Gestaltung der Eckstützen und Traufen aufweisen. Das verleiht jedem Gebäude ein individuelles Gesicht und stärkt zugleich das intuitive Verständnis derer Zusammengehörigkeit als Siedlung.
Angelehnt an die poetisch-groben Formate von Steinquadern, gliedern sich die Bauten durch Bänderungen und Farbnuancen eigenständig, situativ und dabei immer im Massstabsbezug zu den Bewohnenden und Besuchern.
Während die strassenseitigen Fassaden mit ihren horizontalen Bänderungen die Dynamik des Strassenraums und gleichzeitig die Körnigkeit der umliegenden Bebauung aufnehmen und für die Wohnenden einen schützenden Rücken bilden, gliedern sich die Gebäude zum abgesetzten Hof in eine vertikale Richtung, vom Hof zum Himmel hin. Geschosshohe Fenster und Loggienöffnungen lassen die Bewohnenden an den Qualitäten des ruhigen, grünen Hofes teilhaben, ohne sich zu exponieren.
Im Entstehungsprozess des Projekts werden Architektur, Sozialraumplanung (Albprojekte) und Landschaftsarchitektur (Böe Studio) als gleichwertige Disziplinen behandelt, was den Entwurf besonders stark und vielseitig macht.
Projektinformation
Standort: Ostermundigen
Bern
Arealfläche: 11'251 m2
Geschossfläche: 28'426 m2
Wohnfläche: 11'376 m2
Nutzung: Wohnraum,
Mischnutzung
Aufgabe: Wettbewerb
Projektierung
Team: Dost Architektur
Böe Studio
Albprojekte
Bildcredits Fotografien Steinbruch Ostermundigen
Hans Klameth © StAAG/RBA1-1-15322_7
Bild: Blick in den Steinbruch von Ostermundigen, Mai 1941



